Sonntag, 27. März 2011

Mundartfassung des Prometheus

1) Mach, dass din Himmel
voll vo Wulche wird!
Und üeb, so wie die Goofä,
wo überstellig Bluäma usäschranzä.
Lan mer mini Wält stah.
Dezue ghört au mis Hüsli,
wo du sicher nöd baut äsch,
und min Herd mit vil Gluet.
Du bisch doch nume iversüchtig!

2) Ich känn übrigens nüt,
wo so erbärmlich isch uf dä ganzä Wält,
als ier Götter.
Ier sind doch nume
wäg de Spände und de Gebätt
nonig abem Stängeli gheit.
Ier würdet schaurig liidä,
wäred Burschte und Bättler
nös do idiotisch.

3) Wo ich no es rassigs Meitschi gsi bin,
hani nöd gwüsst wo dure,
also hani zu dä sunnä guggt,
ich ha ghofft öppert ghört mich det obe.
Es Härz wie miis, wo mit mier liidet.

4) Wer hät mier bi de überstelligä Riisä ghulfe?
Wer hät de Tod und d'Sklaverei vo mier fernghalte?
Bisch du das gsi?
Obwohl ich bättet han,
hät niemert uf mich gloset.

5) Wiso sött ich dich ahimmle?
Häsch du es Mitteli gäg mini Sorge und Schmerze?
Häsch mer au nume einisch de Schnuder wegputzt,
wo ich vor Angst fast id Hose gmacht het?

6) D'Ziit hät mich zumene richtige Kerl gmacht.
Für was söll ich dich denn ahimmle?

Du häsch doch wele,
dass ich s'läbe hassä,
wiitewäg gahn,
nume wil s'Läbe nöd immer en Ponyhof isch.

7) Jetzt sitz ich da
und formä Mänsche
nach mim Willä.
Si sind so wie ich,
si liidet, briegged,
gnüssed und froied sich wie ich.
Und sie verachtet dich.
Genau wie ich.

Sonntag, 13. März 2011

Werther Brief II

Schon wieder gerät einer deiner Herzzerreissender Briefe in meine Hände, o mir ist das Herz so voll, wie es mich schüttelt beim Erkunden deiner Abenteuer. Du sollst nicht trostlos einer finstern Zukunft entgegenweinen, denn du hast bei eigenem Leibe erfahren, dass dies nicht vorteilhaft erscheint. Viel mehr, es treibt dich ins ungewisse ewige Elend und der bittere Strom von Tränen wird erst dann zu Ende gehen, wenn du uns alle, o Werther tu es nicht, wenn du uns alle verlässt ins Reich der Toten. Der einzige Ausweg, ich sage es dir immer wieder, ist der zu fliehen. Schon etliche Mal ist mir's aufgefallen, alleine wirst du nicht siegen. So gut ich dich kenne bestätige ich dein Wissen: Wenn wir uns selbst fehlen, fehlt uns doch alles. Nun sollst du diese zwei Weisheiten vollenden: Als erstes sollst du zu dir finden, dein Inneres aufblühen lassen, bis dir Lottes Lächeln nicht mehr durch die Seele geht. Und dann, sobald der Moment gekommen ist, wo du all deine Kräfte herbeigerufen hast, dann Werther sollst du fliehen, weit weg von ihr, wo auch immer du hin willst. Ich bitte dich mein Lieber, mich in meinem Hause zu erreichen und der Lotte keinen einzigen Brief mehr zu schreiben. Nicht Gott soll dein Elend enden, du sollst dies selber tun. Denn gewiss bist du im Stande dazu, du sollst nur den Mut haben diese Entscheidung zu treffen. Vergiss nicht, ich werde dir immer und überall beistehen mein Freund.

Sonntag, 6. März 2011

Werther Brief I

Oh Werther, mein geliebter Freund, merke gut, leicht lässt sich die Vernunft, doch schwer das Herz betriegen. Nun ist es dir nicht erlaubt, jederzeit deinem Herzen zu trauen. Ach wie mir das durch alle Adern läuft, wenn ich deine Briefe lese. Welch ein Wesen erlaubt sich, dein Herz so zu verderben, deine Seele so ins unendliche Leiden zu treiben? Der einzige Weg aus dieser unausstehlichen Liebe ist dieser: Du sollst dir einen anderen Engel suchen. Schau weit hinaus in die Welt, ist Lotte die einzige Frau in deinen Augen? Öffne dein Herz und lass deine Seele frei sein, nur so wirst du die Liebe entdecken. Nun vermeide es zu behaupten, dir sei die Liebe nicht mehr fremd. Lotte ist nur ein Weib von vielen, richte deinen Blick hinaus in die Welt und ich versichere dir, im sanften Abendwind wirst du einem herrlichen Wesen begegnen. Ist aber dein Herz voller Abweisung, wirst du den Traum der Liebe nie vollständig ausleben dürfen. So gehe nun mit bestem Wille davon und lass die Lotte. Und dein Herz sollst du nicht mit Nägeln zusammenhalten, denn du kennst jetzt ja das Märchen vom Magnetenberg. Viel eher sollst du es mit Kleister und Leim zusammenhalten, mein Liebster, denn erinnere dich, auch der längste, beste Nagel entweicht dem Magnetenberg nicht.