Sonntag, 14. November 2010

Ich und das Liceo



Als ich dreizehn Jahre alt war, besuchte ich die zweite Klasse in der Hohen Promenade und hatte eine wichtige Entscheidung vor mir. Soll ich die Schule wechseln? Wo werde ich in den nächsten Jahren unterrichtet werden? Ich kam schnell zum Entschluss die Schule zu wechseln. Es war eine grosse Schule, ich kannte die Lehrer kaum und von den fast 700 Mitschüler kannte ich nur die wenigsten.

Als ich vom Liceo erfuhr, wurde mir bald klar welchen Weg ich einschlagen würde. Meine Mutter kannte eine Sekretärin vom Liceo persönlich und hatte darum oft von dieser wunderbaren Schule geschwärmt. Da ich schon seit dem Kindergarten eine gewisse Zuneigung zur Kunst hatte, war es mir klar in ein musisch-künstlerisches Gymnasium zu wechseln. Die Wahl lag zwischen dem Gymnasium Stadelhofen und dem Liceo Artistico. Da ich die italienische Sprache nicht verlernen wollte, kam das Liceo eher in Frage. Ein Pluspunkt war auch die Tatsache, neun Stunden künstlerische Fächer pro Woche zu haben. In einer kleinen Schule hätte ich mich ausserdem sicherlich wohler gefühlt und hätte ein besseres, vielleicht innigeres Verhältnis zu den Lehrern und Mitschülern entwickelt. Die Gymiprüfung konnte ich mir auch ersparen, da ich nicht aus der Sek, sondern bereits aus einer Kantonsschule kam. Nur eine künstlerische Prüfung war zu absolvieren, was mir aber nicht viele Sorgen bereitete. Dies jedoch nicht, weil ich ein ausserordendliches Talet im Malen und Zeichnen war, sondern weil ich es immer wieder gerne machte und Freude daran hatte.

Eine Zeit lang zögerte ich jedoch ins Liceo zu wechseln, nämlich dann, als ich erfuhr, dass es ein Jahr länger gedauert hätte als alle anderen Gymnasien. So werde ich mein Studium erst ein Jahr später angehen können, ein Zwischenjahr werde ich mir wohl nicht leisten können. Das waren meine erster Gedanke. Dann dachte ich aber, während der Schulzeit ein Austauschjahr machen zu können, um so das Jahr "zurückzugewinnen" und bestens auszunutzen. Schon nachdem ich wenige Monate in der neuen Schule war wurde mir klar, dass das zusätzliche Jahr keine verschwendete Zeit sein wird, egal ob ich ein Austauschjahr mache oder nicht. Denn die Zeit an dieser Schule war und ist so schön und abwechslungsreich, dass ein Jahr im Liceo ein Jahr voller Erfahrungen bedeutet, nicht ein verschwendetes Jahr.

Nach über zwei Jahren an dieser Schule kann ich stolz sagen, dass ich eine gute Wahl getroffen habe und sie keineswegs bereue. Würde ich in die Vergangenheit zurückkehren dürfen, würde ich noch einmal dieselbe Entscheidung treffen und den selben Weg einschlagen. Ausser der italienischen Atmosphäre und der vielen Kunststunden habe ich im Laufe der Zeit noch viele weitere positive Seiten des Liceo's entdeckt. Die alte Villa, die als verhältnissmässig kleines Schulhaus dient, verbreitet eine familiäre Stimmung. Ausserdem habe ich eine tolle Klasse und freue mich auf weitere drei Jahre mit ihr.

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